Unser Verein beabsichtigt, in Marburg einen Haustierpark für alte und gefährdete Haus- und Nutztierrassen zu errichten.
Was früher im Dorf über die Mensch-Natur-Beziehung zum Allgemeinwissen gehörte, ist mit zunehmender Urbanisierung den meisten Stadtbewohnern verloren gegangen. Hierzu gehört auch das Verständnis der ländlichen Produktionsweisen, die Art des direkten Nahrungserwerbes und die Rolle, die unsere Haus- und Nutztiere dabei spielten.
Kaum jemandem ist bewußt, welchen Einfluß die Nutzung der Haustiere auf die Entwicklung der menschlichen Zivilisation genommen hat. Ohne Nutztiere wäre Ackerbau kaum möglich gewesen, ohne sie lebten wir noch als urzeitliche Sammler und Jäger.
Das Wissen über Haustiere entspricht bei weitem nicht dem Stellenwert, den diese in der Vergangenheit und in unserem heutigen Leben einnehmen. Ein weiterer Grund dafür ist die Seltenheit der alten Landrassen und der Grad ihrer Gefährdung.
Die alten Landrassen sind den modernen "Hochleistungstieren" in mancher Hinsicht weit überlegen: sie sind robuster, krankheitsresistenter, ziehen ihre Jungen problemlos groß, sind futtergenügsam, brauchen kein Kraftfutter, oft nicht mal einen Stall usw.
Viele uralte, robuste, bodenständige Haus- und Nutztierrassen sind bereits ausgestorben oder zumindest in ihrem Bestand bedroht. Jahrtausendealtes genetisches Potential ist unwiderruflich verloren. Eine gefährliche genetische Verarmung findet statt.
Doch dieses Potential ist dringend erforderlich, um in die genetisch verarmten Hochleistungszuchten eingekreuzt zu werden, falls erblich bedingte Krankheiten auftreten sollten oder sich die Hochleistungszuchten als Weg in die Sackgasse herausstellen sollten.
Neben ihrer unmittelbaren Nützlichkeit haben die Haustierrassen aber auch einen Wert für sich. Sie sind "Kulturgut der Menschheit", ebenso wie die Pyramiden, unser Marburger Schloß oder die Elisabethkirche.